Dienstag, 18. August 2009
1808, 4. und letzter Tag (vorerst !). Heute Morgen ging es mir nicht so gut, höchst wahrscheinlich wegen des Rotweins den Angelika u. ich gestern Abend in uns und auf dem in den Tisch eingelassenen Schachbrett verteilt haben. Aber nach einem ausgiebigen Kloster-Frühstück ( :-p ) und einem erbaulichen Gespräch mit den Mitklösterern ging es dann doch.
Ja, wir reden viel, reden sogar miteinander, aber ob man dann jedoch von einem Gespräch sprechen kann sei mal dahin gestellt. Es gibt Leute, die haben es perfekt drauf (leider gilt das manchmal auch für mich, ich muss da noch an mir arbeiten!), beim Gespräch mit anderen immer entweder mit sich selbst oder über sich zu reden. Viele von den "Suchenden" hier im Kloster sind davon betroffen. Ich meine, ein gutes Gespräch beginnt am Besten mit Schweigen und Zuhören. Das ist wie eine Aufforderung zum Tanz sich seinerseits zu öffnen und eine Grundlage für ein gemeinsames Gespräch zu finden. Und dabei hüte man sich vor Seichtem und Eitlem. Sonst sollte man, glaube ich, einfach die Klappe halten.
0915: Aufbruch in den Wald oberhalb des Klosters, sehr schöne Wanderung ca. 10km
1200: Mittagessen, danach Meditation am Seerosenteich und Nickerchen
1530: Fahrradfahren zu einer romantischen Bank an einem duftenden Kräuterfeld (Mist, gerade abgemäht), kurze Meditation über die Vergänglichkeit von Kräuterfeldern.
1600: Rückfahrt am See vorbei in den Biergarten des Seehotels, kurze Meditation über die Vergänglichkeit von Bier im Glas.
1730: Duschen, mit etwas geistlicher Lektüre auf das Geläut zum Abendessen warten.
1830: Abendessen, schon mal Obolus beim Gast-Pater entrichtet im Geiste von "hilarem datorem diligit deus" (2 Kor 9, 7) , Schlüsselübergabe geklärt.
1900: Meditation am Seerosenteich, der entwickelt sich langsam zu unserem Lieblingsplatz.
1945: Komplet (Nachtgebet)
( Wie ich das hier so sehe, kristallisiert sich für mich noch folgende Erkenntnis heraus:
Im Kloster braucht man keine Uhr und das Maß aller Zeit sind 15 Min. )
Montag, 17. August 2009
Langsam zeigt das Klosterleben mit seinen stets gleichen Ritualen Wirkung.
Bei uns weniger wegen des Betens, (im Gegenteil, wir werden etwas argwöhnisch beobachtet, weil wir uns bei den Gottesdiensten etwas rar machen, es sind immerhin 5 am Tag.) sondern wegen dem Mangel an Ablenkung, sprich Arbeit, Fernsehen, Musik, etc., und dem steten Rhythmus des Geläutes. Wenn wir jetzt noch jeden Gottesdienst mitnehmen würden, wäre die Wirkung sicher noch stärker. Obwohl wir heute eine Fahrradtour von Andernach nach Koblenz und zurück gemacht haben, habe ich irgendwie das Gefühl als ob die Zeit, eingebettet in diesen festen Ablauf von Mahlzeiten und Gebet langsamer dahin rinnt. Angelika und ich reden mal wieder viel über Gott und die Welt und auch Sie spürt langsam, dass manche Dinge hier an Wichtigkeit verlieren. Ich wage die Prognose, dass wenn man sich hier einen Monat hin verkriecht und sich wirklich drauf einlässt, mit Beten, allen Gottesdiensten und allem Drum und Dran, ist man nicht mehr der Selbe. Angelika und Ich waren heute Abend beim Nachtgebet der Mönche, der "Komplet" (Schlussandacht). Die armen Kerle waren schon alle am gähnen und haben trotzdem noch einen wundervollen Gesang hingekriegt.
Das war schon irgendwie erhebend. Wie gesagt, du wirst hier auf dich selbst zurück geworfen, ob du es willst, oder nicht. Und je mehr Du dich darauf einlässt um so stärker ist der Effekt.
PS.: ich hab die 2. Partie Schach gegen Angelika verloren, das fuchst mich allerdings schon noch.
Sonntag, 16. August 2009
Zeit für die Beichte: Ja, Michael u. Dörte, ich hab den Laptop doch mitgenommen.
Zwar nicht zum Arbeiten (ich schwöre !!) sondern einfach um meine Neugier zu befriedigen und ein paar Gedanken aufzuschreiben und zu teilen. Also z.B. : was ist die Benediktiner-Regel. Seht selbst im Netz der Netze. Heftig, was man so von einem Mönch erwartet.
Besonders diese Sache mit dem Gehorsam und der Demut ist was ganz Schwieriges, glaube ich. Bei der Beschäftigung damit wird mir klarer, warum ich das Leben lebe was ich mir gewählt habe, und was mir daran lieb und wichtig ist. Auch die Regeln für das Zusammenleben im Kloster sind Interessant. Wenn manch ein Chef und manch ein Untergebener etwas davon ins Leben außerhalb der Kloster-Mauern übertragen könnte, würde manches Unternehmen besser funktionieren und wir hätten öfter ein besseres Betriebsklima.
Der Tag 1608:
0530, senkrecht im Bett, ach so ... kein Feuer. Nur die Morgenhore.
Noch mal umdrehen ? ... 15 Min, ab jetzt. 12 x 15 Min und eine Dusche später Frühstück.
( Angelika hat nicht geschlafen und hat Kopfweh, die Arme. )
0900: Aufbruch, Wanderung um den Laacher See, bevor der Trubel losgeht.
Mist, Jogger (hunderte !), Walker, Hunde mit Anhang ( ja, Paul, hier gibt's viele Kollegen !) sind schon da. Irritation, um diese Zeit ist es ja bei uns am Hengstey - See ruhiger. Angelika und Ich schlagen uns ein wenig in die Büsche, da geht's dann. Wir entdecken einige romantische Stellen und Kohlensäure-Quellen. Die Neugier treibt uns an diesem schönen Tag dann gegen 1330 noch mal mit dem Fahrrad an den See. Wahnsinn, ein irrer Auflauf hier. 1430: Flucht in den ruhigen Klostergarten und auf ein Nickerchen.
1900: Konzert, geistliche Gesänge mit "Cappella Lacensis" dem Chor-Projekt eines jungen Mönches und Orgelmusik. Sehr gut, muss ich sagen. Anschließend noch am Seerosenteich meditiert. Dann ab ins Bett, um 0530 ist die Nacht zu Ende !
Samstag, 15. August 2009
Sagte ich schon, dass ich ein paar Tage im Kloster zu meinem 50. Geburtstag geschenkt bekommen habe? Nein ? ... nun denn, Michael u. Dörte, jetzt ist es soweit. Anreise 1508, 1100, Kloster Maria Laach.
1. Eindruck: Ein etwas hektischer Gast-Pater, jede Menge Trubel.
Morgen ist hier ein Konzert in der Klosterkirche und der ganze Chor ist mit uns hier untergebracht. Da hat der Gute Stress, und nicht viel Zeit für uns. Wir haben, wie bestellt, 2 Einzelzimmer. 1300: Ein kleiner Rundgang mit dem Pater, "Briefing" wo man hier so hin darf und wo nicht. Alles ganz easy. Danach Flucht aus dem hektischen Kloster in die Natur der Vulkan-Eifel. Ahhh ... jetzt, ja. Ich bin da. 1600: Rast im Biergarten des Kloster-Gut-Bioladens. 1. "innere Einkehr", na ja, vielleicht nicht genau das, was Michael u. Dörte sich dabei gedacht haben, aber mir eigentlich immer noch die liebste "Einkehr". Frau geht das Geläute der Glocken auf den Keks. Ich lache herzlich, schließlich sind wir ja im Kloster, oder nicht ? Also ab 0530 im 15 Min.-Takt mit Crescendo um 0900,1100,1730. Tja, zu Hause würde ich jetzt den ganzen Tag "Iron Maiden" oder "Dream Theather" hören um mich zu entspannen, also auch nicht wirklich was Leises. Entspannt, dem lieblichen Geläut lauschend und in mich reingrinsend, beobachte ich meinen Lieblingskeks. Sie wird wohl Urlaub brauchen, wenn wir hier fertig sind.
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