1808, 4. und letzter Tag (vorerst !). Heute Morgen ging es mir nicht so gut, höchst wahrscheinlich wegen des Rotweins den Angelika u. ich gestern Abend in uns und auf dem in den Tisch eingelassenen Schachbrett verteilt haben. Aber nach einem ausgiebigen Kloster-Frühstück ( :-p ) und einem erbaulichen Gespräch mit den Mitklösterern ging es dann doch.
Ja, wir reden viel, reden sogar miteinander, aber ob man dann jedoch von einem Gespräch sprechen kann sei mal dahin gestellt. Es gibt Leute, die haben es perfekt drauf (leider gilt das manchmal auch für mich, ich muss da noch an mir arbeiten!), beim Gespräch mit anderen immer entweder mit sich selbst oder über sich zu reden. Viele von den "Suchenden" hier im Kloster sind davon betroffen. Ich meine, ein gutes Gespräch beginnt am Besten mit Schweigen und Zuhören. Das ist wie eine Aufforderung zum Tanz sich seinerseits zu öffnen und eine Grundlage für ein gemeinsames Gespräch zu finden. Und dabei hüte man sich vor Seichtem und Eitlem. Sonst sollte man, glaube ich, einfach die Klappe halten.
0915: Aufbruch in den Wald oberhalb des Klosters, sehr schöne Wanderung ca. 10km
1200: Mittagessen, danach Meditation am Seerosenteich und Nickerchen
1530: Fahrradfahren zu einer romantischen Bank an einem duftenden Kräuterfeld (Mist, gerade abgemäht), kurze Meditation über die Vergänglichkeit von Kräuterfeldern.
1600: Rückfahrt am See vorbei in den Biergarten des Seehotels, kurze Meditation über die Vergänglichkeit von Bier im Glas.
1730: Duschen, mit etwas geistlicher Lektüre auf das Geläut zum Abendessen warten.
1830: Abendessen, schon mal Obolus beim Gast-Pater entrichtet im Geiste von "hilarem datorem diligit deus" (2 Kor 9, 7) , Schlüsselübergabe geklärt.
1900: Meditation am Seerosenteich, der entwickelt sich langsam zu unserem Lieblingsplatz.
1945: Komplet (Nachtgebet)
( Wie ich das hier so sehe, kristallisiert sich für mich noch folgende Erkenntnis heraus:
Im Kloster braucht man keine Uhr und das Maß aller Zeit sind 15 Min. )