Der Wetterbericht versprach "heftige Gewitter", aber wir holten dennoch unsere bikes aus dem Keller...schwups aufs Auto..Richtung Düsseldorf. Also mal wieder zum Rhein. Ich fahre hier gerne...Andreas mault immer: da kennst du doch schon alles, da sprechen doch alle deutsch und freitags gibts immer Fisch. Ich aber sage: hier kannst du dich auf den Wind verlassen. Hast du auf der einen Seite bei der Hinfahrt Gegenwind, hast du auf jeden Fall auf der anderen Seite auf der Rückfahrt Rückenwind. Und so muss es sein. Hier dreht der Wind eben nicht um vier.
Aber vorerst hatte ich ein Anziehproblem. Nachdem ich nun doch am Dienstag mal die neue Sauna im Westfalenbad ausprobiert hatte, kam ich abends mit meinem ersten Sonnenbrand in diesem Jahr nach Hause. Das Außengelände um den Naturbadeteich, den man noch nicht benutzen durfte, lag in der prallen Sonne. Nicht mal ein winzig kleines Bäumchen gabs für mich. Aber zwei Sonnenschirme. Ich drehte mir einen auf, lag mal grad 10 Minuten darunter, da gabs ein kleines Windstößchen und schrottete den Schirm in 20 Teile und begrub mich unter sich. Danach verbot mir der Herr Bademeister, den zweiten Schirm aufzuspannen. Also war ich UNGESCHÜTZT der Sonne ausgesetzt. Ich könnte das Bad mal verklagen. Muss mal die Jurastudentin fragen, ob das wohl Erfolg hätte.
Nun kann ich ja nicht einen dicken Rolli mitten im Sommer anziehen. Ich bekleidete mich also mit einer Bluse, die ich bis zum allerletzten Knopf schloss. Sah ja etwas merkwürdig aus. Egal.
Ich hatte mir eine Tour gewünscht, die wir schon einmal gefahren sind und uns beiden gut gefallen hat. Andreas meinte, "sich genau erinnern zu können", welche ich meinte. Es war die falsche. Aber... etwas Schwund ist halt immer.
So...ersteinmal mit der Fähre rüber nach Zons. Da freute ich mich schon auf ein lecker Eis. Gott sei Dank war die Fähre eine Autofähre und nicht so ein kleines Paddelbötchen, die auf dem Rhein auch schonmal herum schiffern. Einmal saßen wir in so einem Kahn, da meinte der Herr Kapitän, "ob nicht jemand von uns mal..." und er schaute mich an "wie wärs mit Ihnen, junge Frau?!" ICH hatte gerade damit zu tun, mich krampfhaft am Sitz festzuhalten...und suchte schon mal nach dem imaginären Punkt am anderen Ufer, auf den frau sich ja konzentrieren soll, wenns zu arg schaukelt. Einen Rettungsring sichtete ich auch nicht. Bin ich auf einem Kahn, halte ich mich, wenn es geht immer in der Nähe der Rettungsringe auf oder habe wenigstens vorher klar gemacht, wo sich die Dinger befinden. Sollte doch mal so ein Schiffchen umkippen, schnappe ich mir so´n Teil und bringe wenigstens mich in Sicherheit.
In Zons hatte die Eisdiele "an Regentagen" geschlossen. Na, das fing ja schon mal gut an. Wir fuhren dann ohne Eis mal los. Schön durch ein Naturschutzgebiet, durch ein kleines Städtchen, in dem wir uns picknikmäßig eindeckten. Andreas wollte mal pieseln und mir war nach einem Kaffee (wo ich ja schon kein Eis bekommen hatte). Wir stellten unsere Räder vor einem Hexenhaus ab und ich machte schon mal in der Nähe einen Tisch klar. Da kam Frau Hexe persönlich heraus: Räder in den Fahrradständer!!! machte sie uns im Feldwebeloberkommandierton an. Hallo! wo sind wir denn hier. Ich beschloss, die Tuse zu ignorieren. Setzte mich an den Tisch und wartete auf Andreas, der in den Edeka ging. Leider konnte ich Hexe´s und meinen Streit nicht weiter ausreizen. Es fing nämlich an zu regnen, und da kam ich mir draußen auf den Stühlen doch etwas merksam vor. Also stand ich auf. Dann kam der Oberhexenmeister, pfaffte sich draußen eine Zigarette und blickte mich und meine Fahrzeuge strafend an. Die soll´n sich doch ihren Kaffee an den Hut stecken. Mein Mann kennt ja solche Befindlichkeiten, wie ich sie schon mal an den Tag lege, nicht und kaufte im Hexenhaus das Singlefrühstück. Verräter..der...
Weiter gings. Nun suchten wir ein schönes Stellchen für unser Picknik. Der Regen hörte auf und wir fanden keine Bank. Lange nicht....ellenlang nicht. Kurz bevor ich mich wegen Hungers, Popo-Aua und Knieschmerz schon einfach ins nächste Feld werfen wollte, sichtete Schatzi gleich 2 Bänke auf dem Deich. Er sprintete los, und das war auch gut so. Kaum hatten wir uns niedergelassen, kam ein Herr und belegte die zweite Bank. Er grüßte in unsere Richtung und suchte wohl Kontakt, "hach, ist das ein Wetterchen." Lechtes wollten keinen Kontakt. Aber dann tat er mir irgendwie leid, als er da so ganz alleine saß und vor sich hin sinnte. Ich überlegte, ob ich nicht etwas nettes sagen sollte. Da kam ein zweiter Herr vorbei, setzte sich und textete den Armen zu. Na, so hatte der sich das bestimmt nicht vorgestellt. Andreas hörte auch sofort auf zu essen und lauschte andächtig. Wir wurden Zeugen der Notrettung seines Herzinfarktes, lernten die Enkelkinder mit Namen und Vorlieben kennen, die Berufe der Kinder und die Krankheiten der Ehefrau, die im übrigen nicht mehr aus dem Haus geht, seit der Bandscheiben-OP. Vor 3 Jahren. Bei Chefarzt Dr. Prof. Angstmann oder so. Im Klinikum Süd. Es kam dann nichts interessantes mehr. Nur noch, wo er heute noch hin wollte.
Wir fuhren mal weiter.
Das letzte Stückchen ging nach der langen Pause wieder etwas flotter. Unsere Po´s und Knie hatten sich erholt. Meine Schulter und der obere Rücken fühlten sich allerdings wie ein Bergsteigerkreuz an. Einmal quälte ich mich einen kurzfristigen Berg hinauf. Eine Frau fuhr locker an mir vorbei. "Mit dem elektrischen geht es besser", rief sie fröhlich. Früher habe ich immer gesagt: sowas kommt mir nicht ins Haus. Aber heute find ich das gar nicht mal so verkehrt. Wenn die Dinger doch nicht so verdammt schwer wären. Wie soll Schatzi denn so ein fettes Rad aufs Auto hiefen, wenn er jetzt bei meinem schon stöhnt und jammert, dass er "nächstes Jahr einen Kran für die Räder" braucht.