Weil ich ja Beamtentochter bin und von daher gern rechtzeitig alles geregelt habe, war unser "Veldenstein-Appartement" schon im März gebucht. Frau Scharmacher wundert sich, "Frau Lechte, Sie sind tatsächlich die erste, die wegen Sylvester anfragt". Als ich ihr den Beamtentochterstatus erläutere hat sie auch gleich eine Erklärung für ihr eigenes Verhalten, denn sie tickt ebenso. Nun ist es also soweit. Wie immer beschließt Schatzi "etwas früher aufzustehen, weil er ja noch seinen Koffer packen muss" - am Vortag hat ein ein arges Computerproblem, welches er zwar gelöst bekommt, wobei er aber mein Majongg killt.
So Koffer gepackt, eingeladen...bei Bühners wegen Mettwurst vorbeigefahren und auf der Bahn. Ja...fahren denn heute alle in Urlaub? Es ist voll und wir hangeln uns von einem Stau zum nächsten. Statt nachmittags kommen wir kurz nach 18 Uhr an. Werfen nur die Klamotten in die Wohnung und gehen erst einmal essen. Anschließend will sich Andreas auf die Couch werfen, um "endlich sein Buch weiterzulesen. Zu Hause komme ich ja nicht dazu". Nee, natürlich nicht...da sind ja Betten zu machen und aufzuräumen und Fenster und Klo zu putzen und die Fußböden und... Wäsche und Bügeln...und...und...und.
Nachdem wir dann doch alles gemeinsam weg- und eingeräumt haben, gib´s noch eine runde Fernsehen für mich und Andreas schläft beim lesen ein. Ich schlafe schlecht...wecke meinen Mann, weil wir heute zum Frühstücken nach unten gehen wollen. Wir sitzen alleine im Frühstücksraum, die anderen Gäste werden erst heute erwartet. Nachdem wir uns beim Edeka für die nächsten Tage eingedeckt habe (ab Morgen frühstücken wir in unserer Essecke und Andreas will 2 mal Spaghetti kochen) packen wir unseren Rucksack für eine Wanderung. Wir waren nach dem Einkaufen noch beim Fremdenverkehrsverein - jawoll, so etwas gibt es hier - und haben uns gut übersichtliche Wanderkarten für Königstein und Umgebung gekauft. Eine der dort beschriebenen Touren wollen wir heute gehen. Es ist ein nettes Wetter...manchmal scheint sogar die Sonne. Ich stelle fest, dass ich meine dicke Strumpfhose nicht eingepackt habe...ebenso habe ich die Thermosflasche für den Glühwein zum Mitnehmen vergessen. Andreas frohlockt: er hat seine lange Unterhose eingepackt. Gut..Strumpfhose und lange Unterhosen brauchen wir heute noch nicht...aber den Glühwein hätte ich schon gern gehabt. Nun gut...vielleicht finden wir unterwegs ein Gasthaus.
Ja...Pech gehabt. Die einzige Restauration, der wir unterwegs begegnen, hat am Montag geschlossen. Noch mehr Pech gehabt: wir finden keine einzige Bank, auf der wir unser Picknik verzehren können. Ja...hallooooo... Wanderkarten verkaufen und Wandervorschläge machen...und kein einziges Bänkchen...??? Das geht mal gar nicht. Andreas erblickt einen Hochsitz...der hier jagdliche Einrichtung hießt, und auf dem "das Betreten streng verboten ist". Das interessiert uns nun nicht mehr...wir wollen jetzt sitzen und ausruhen, denn unter dem Hochsitz ist eine Bank und sogar ein kleiner Tisch. Wir quetschen uns mit unseren Sitzkissen auf die Bank und essen gemütlich unsere mitgebrachten Stullen. Eigentlich ganz kuschelig hier...aber im Gegensatz zum Sommer hat man natürlich im Winter nicht ganz so viel helle Stunden, also ging es recht rasch weiter. Nicht dass uns hier das gleiche passiert wie auf unserer ersten Wanderung in der Elfringhauser Schweiz. Wir parkten nett unser Auto auf dem Friedhofsparkplatz...so im Dezember 14 Uhr...gingen fröhlich einen Wanderweg, um "oben" festzustellen: he...hier ist ein Ausflugslokal mit Speisen und Getränke...das gefällt Familie Lechte. Also erst einmal eine Kleinigkeit essen, trinken und sitzen. Immerhin kauften wir uns dort eine Wanderkarte. Nur war es mittlerweile fünf Uhr und auf der Wanderkarte nichts mehr zu erkennen. Das merkten wir wiederum aber erst, als wir schon wieder unterwegs waren. Nun verpassten wir den Weg nach "unten" und liefen immer weiter geradeaus. Irgendwann kam Andreas mit dem 7. Sinn das komisch vor...er fragte eine Reiterin, die uns entgegenkam. Die junge Frau meinte, dass sie sich nicht auskenne. Und ein Ehepaar, dass wir ein klein wenig später trafen, gab uns ein paar Bonbons für den Fall, das wir im Wald übernachten müssten. Dank Andreas, der ja den Superorientierungssinn hat, fanden wir schließlich doch noch zu unserem Parkplatz zurück. Aber da brauche ich keine Wiederholung.
Im Appartement Vredenstein angekommen, gehen wir erst einmal baden. Diese Badewanne ist einfach nur cool. Selbst Andreas kann sich total lang ausstrecken und ich muss aufpassen, dass ich hier nicht untergehe. Heute kocht der Herr des Hauses. Spaghetti mit lecker Tomatensoße und dann sind wir ziemlich k.o. und gehen früh ins Bett und lassen den Absacker in der Traube ausfallen.
Am nächsten Tag geht´s nach Bamberg. Dort gibts noch etwas Weihnachtsmarkt, jedenfalls für Feinschmecker und -trinker. Wir trinken einen Glühwein...essen eine Bratwurst...kaufen Brot und Tee...und eine Strumpfhose für mich. Ich finde auch ein schönes T-Shirt mit Sternen (sind Sterne dieses Jahr nicht total in???) - sogar heruntergesetzt - und wandern etwas herum. Es ist saukalt. Unser Lokal, in dem wir einst so nett gespeist hatten, öffnet erst im Sommer wieder. Wir halten uns ziemlich lange in der Buchhandlung auf...trinken noch einen Glühwein...och...nee...im Sommer macht das alles mehr Spaß. Schließlich beschließen wir, zurück zu fahren und in der Traube zu essen. Das machen wir auch. Frau Wirtin spendiert zwei Frangelico für mich und einen Grappa für Andreas. Ob es nun der Likör war oder irgendetwas im Essen...das Würstchen oder einer der Glühweine...ich weiß es nicht, aber in der Nacht wurde mir übel, schlecht und ich musste mich dauernd übergeben. Normale Leute haben ja wenigstens immer für Übelkeit oder/und Durchfall etwas in ihrer Reiseapotheke...aber ich natürlich nicht. Bei mir wird man nur fündig, wenn man Blasenpflaster und Kopfschmerztabletten sucht. So habe ich auch noch am nächsten Vormittag elende Gefühle, keinen Hunger, nur Durst und fühle mich total schlapp. Gegen nachmittag wird es dann etwas besser und wir machen noch einen kleinen Gang.
An Sylvester nun endlich unseren Spaziergang zum Ossinger. Es hat in der Nacht etwas geschneit. Ich bin wieder okay...und die Wanderung ist sehr schön. In der Hütte gibt´s eine kleine Brotzeit...natürlich Sauerkraut und Nürnberger Würstchen...ein Jagertee dazu...bitt schön...und das alles für einen Spottpreis.
Sylvester feiern wir bei Bergers. Klaus ist natürlich schon da und hilft Susanne in der Küche. Es gibt Fondue...ich liebe Fondue...Susanne hat einen leckeren Kartoffelsalat gemacht. Werner und Ute kommen mit jede Menge Knabberei. Wir essen und trinken natürlich alle viel zu viel. Gegen Mitternacht kommen die neuen Nachbarn vorbei. ER ist Therapeut für Psychologie und gleich Andreas´ Freund. Als ich gegen drei Uhr zum Aufbruch rufe, müssen die beiden erst darüber diskutieren, ob sich Andreas jetzt in irgendeine Falle und Abhängigkeit begibt, wenn er macht, was ich will.
Am nächsten Tag hat Andreas Magen...das hat er jetzt davon. Er bleibt wirklich den ganzen Tag im Bett. Ich will einen Spaziergang machen, aber es hat in der Nacht gefroren und geregnet und die Straßen, mehr die Bürgersteige sind arschglatt. So gehe ich nur rechts durchs Dorf....links durchs Dorf und mache es mir dann in der guten Stube mit meinem Buch gemütlich.
Am nächsten Tag geht´s schon wieder heim. Wir beichten Frau Scharmacher noch, dass der Eierschneider kaputt gegangen ist...machen beim Aldi Süd unseren Wocheneinkauf. Finden wir wenig Geld eine Glaskaraffe. Die nehm ich mit. Man soll sich doch immer vom Urlaubsort etwas mitbringen. Zur Erinnerung.