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Sonntag, 21. Juli 2013Die Krücke ist zwischen den Stützen![]()
Andreas schmeißt mich am Eingang ´raus. Er hat einen dringenden Termin, verspricht aber, heute Abend nochmal vorbeizukommen. Ich darf meinen Koffer bei der Sekretärin abstellen und muss quer durch´s Haus. Röntgen, EKG, Aufklärungsgespräch mit dem Anästhesiearzt, der riesig nett ist. Er verspricht mir eine Supernarkose...und Schmerzen hab ich wegen des Schmerzkatheters hinterher natürlich keine. Sagt er. Lügner!!! Bekomme Mittagessen im Aufenthaltsraum. Um dreiviertel Aufenthaltsraum führt eine Terrasse. Ich sage Bescheid und setzte mich mit einem Stuhl fein in die Sonne. „So ist´s recht“, meint Schwester Brigitte, „wer weiß, wann Sie das mal wieder können.“ Na, das hört sich ja nicht ermutigend an. Dann darf ich in mein Zimmer. Drei-Bett. Aber mit irren großen Fenstern und einen Superblick auf den Park. Eine Zimmergenossin hat auch Knie und beginnt Morgen ihre Reha. Na, die ist ja flott. Da bin ich ja guter Hoffnung. Die beiden älteren Damen (die andere : Hüfte) sind sehr nett. Die Hüfte kann schlecht laufen und wird von ihrem Mann mit einem Rollstuhl abgeholt. Ich räume ein ....hab dann noch ein Gespräch mit dem Aufnahmearzt. Dann habe ich frei. Das heißt: fast. Der Operateur will noch ein Schwätzchen mit mir halten. Ich häng noch mal auf der Terrasse herum. Der Herr Operateur lässt sich bis zum Abend nicht sehen, dafür kommt Andreas ....wir bummeln etwas durch den Park ...ich tele noch mit dem Kind ...dann gibt’s die Schlaf- und Beruhigungstablette ... von der ich am nächsten Morgen mit wahnsinnigen Kopfschmerzen aufwache. Ich bekomme etwas gegen die Kopfschmerzen und gleich noch eine Tablette. Ich bin gegen Mittag dran, überlege noch ein paar Mal, einfach aufzustehen und abzuhau´n. Was ist denn jetzt mit dem Typ, der mich operieren will. Als EINZIGES Krankenhaus plustert sich doch dieses Krankenhaus damit, "lernt man bei uns auch den Arzt, der operiert im Vorfeld kennen - das machen andere Häuser nicht." Das gibt dicken Punktabzug... Aber mit den schlimmen Kopfschmerzen käm ich wahrscheinlich nicht weit. Dann werd ich um halb zwölf abgeholt und in den OP gebracht. Das Anästhesieteam ist sehr freundlich ...mir ist natürlich mulmig. Mein Anästhesiearzt verspricht mir, dass ich wirklich nichts merke und ich darf mir eine Reise aussuchen. Ich schlage Fehmarn vor, weil ich versuche, an etwas Schönes zu denken und ich mich auf den nächsten Urlaub dort schon freue. Ich sollte mir doch mal was Tolles ausdenken. Fehmarn ...da kommt man ja auch normal hin. Also krieg ich die Spritze für Hawai ...weil mir natürlich auf die Schnelle nichts anderes einfällt. Schmerzen ....Zittern ....ich bekomme eine warme Decke für das Zittern und Zeugs für Schmerzen in meinen Katheter gespritzt. Das reicht natürlich nicht. Es gibt mehr. Das Zittern hört auf ...und wie durch ein Wunder gehen auch die Schmerzen weg. Aber jetzt tut natürlich der Rücken weh ...die Gnädige haben aber auch immer etwas. Andreas kommt, wundert sich, wie gut´s mir geht. Ich wunder mich auch ....noch!!! Ich bekomme sogar Abendessen. Dann brauche ich Blut. Andreas, der schon gehen will, schaut sich das aber noch an. Mein während der OP aufgefangenes Blut wird durch eine Zentrifuge geschleudert und mir wieder zugeführt. Ich schlafe immer wieder ein ...werde wach, habe Rücken, bekomme noch etwas Droge ...schlafe wieder und morgens nach einem leckeren Frühstück darf ich auf die Station zurück. Die Hüfte wird gerade vom Taxi, welches sie zur Reha fährt abgeholt, die andere Dame ist schon seit gestern weg ...ich bin allein ...auch nicht schlecht ...Zusätzlich zum Schmerzkatheter muss ich Medikamente nehmen ...Ich bekomme Herzrasen ...Alarm ...Zuerst zum EKG, dann zum Röntgen ...hoffentlich bekomme ich keine Embolie ...Entwarnung. Schuld ist eine Schmerztablette, die das als Nebenwirkung hat. Ich kann aber auch nichts vertragen. Nachmittags nochmal ein EKG ...alles okay ...also was bleibt: keine Entzündungshemmer; Morphin und Novalgintropfen nach Bedarf. Na, die Schmerzen sind ja ganz nett ...wo tut´s denn weh, will eine Schwester wissen. Unten oder oben – d.h. in der Kniekehle oder auf der Kniescheibe? Na überall und rundherum. Ich bekomme etwas eingespritzt ...den Perfusor höher gestellt. Schmerzen bleiben. Dann krieg ich nichts mehr. Reicht jetzt. Wo ist Dr. K? Hat er mir nicht versprochen, dass ich keine Schmerzen haben werde. Die Nacht geht nicht vorbei ...ich bin alleine und fluche im Zimmer herum ...alles Scheiße ...wie bin ich bloß auf die blöde Idee gekommen, mich operieren zu lassen ...gebt mir SOFORT mein altes Knie zurück ...Die Nachtschwester hört mich durch die geschlossene Tür. Ob alles in Ordnung ist. Hat die sie nicht mehr alle ...natürlich ist nichts in Ordnung ...ich habe Schmerzen wie Wolle, kann nicht liegen, kann nicht schlafen ...und hätte ich ihn nicht an, käme mir gerade jetzt Schwester Barbara recht, um sie mit meinem Thrombosestrumpf zu erwürgen. Das einzige, was ich an Medikamenten noch bekommen kann, wäre ein Schlafmittel, bietet die Schwester an. Na gut, her damit, nehme im Moment alles, was man freiwillig ´rausrückt. Natürlich lässt mich die Schlaftablette NICHT einschlafen ...also jammer ich, was das Zeugs hält, heul auch ein bisschen ins Kissen ...gegen morgen schlafe ich ein. Dann muss ich ´raus aus dem Bett ...Gott sei Dank ...hatte ja schon ein schlechtes Gewissen, weil ich dauert nach der Pfanne schrei ...bzw. klingele. Dieses Bein gehört mir nicht. Es hängt wie ein Klumpen an mir dran und ist viel zu lang. Ich könnt´ schon wieder losheulen. Weil ich noch Schmerzkatheter habe, darf ich zwar aus dem Bett, das Bein kommt lang gestreckt in eine Schiene und ich darf mit dem Rollstuhl ins Bad. Dann bekomme ich beigebracht, wie man sich auf dem gesunden Bein stehend aus dem Rollstuhl hieft und sich dann drehend auf die Klosschüssel fallen lässt. Scheiße ...tut das weh ....Wollte ich nicht wie ein junges Rehlein nach der OP durch die Gegend hüpfen??? Das sieht man nicht danach aus, als wenn das in diesem Jahr überhaupt noch klappt. Das Waschen im Sitzen tut gut und Schwester Stefanie (es gibt bestimmt in jedem Krankenhaus eine Schwester Stefanie) wäscht mir Rücken und später im Bett auch die Füße. Ich bin oppe ....Nein, so hatte ich mir das nicht vorgestellt. Jeder Toilettengang ist ähnlich: nach der Schwester klingeln, in die Schiene, auf den Rollstuhl, auf die Toilette, in den Rollstuhl, zurück ins Bett .... Schmerzen ...Ich beklag mich bei der Schwester. Sie ist mit mir einer Meinung: die Ärzte sind böse, wenn sie sagen, man hat keine Schmerzen. Man hat Schmerzen ... So vergeht der Tag ....und die Nacht ....und der Tag. Oh, ich bekomme gegen Abend neue Mitpatienten. Vorher kommt Andreas mit einer Telefonkarte. ICH will aber nicht telefonieren. Ich habe Schmerzen ...hätte ich mich doch eingedeckt auf Station ...ich würd jetzt alles auf einmal nehmen. Was sagt denn der Arzt, will Andreas wissen. Gute Frage ...habe ich hier überhaupt schon mal einen Arzt gesehen? Die Schmerzpumpe kommt ab und meine 1.neue Zimmernachbarin. 85 Jahre ist die Dame und wird morgen an der Hüfte operiert. Sie lässt sich ins Bett fallen und die Tochter/Schwiegertochter packt alles in die Schränke. Ich darf jetzt allein auf Toilette ...mit meinen 2 Stützen ...und ich wünsche mir schon die Pfanne wieder herbei. Es ist eine Quälerei. Das operierte Bein geht nicht krumm. Man muss mit dem Fuß des „gesunden?!“ Beins unter die Ferse des kranken Beins fassen und so aus dem Bett rein und raus. Auf der Toilette muss man das Bein abspreizen, weil man es nicht beugen kann. Ein Toilettengang dauert mittlerweile bei mir 20 Minuten. Dann kommt die Schwester. Frau Lechte liegt schon wieder nicht ihrer Fußmanschette. Das ist eine Art Schaumstoff mit einer Mulde in der Mitte und da muss die Ferse des kaputten Beines hin. Das bewirkt, dass das Bein in der Kniekehle arg gestreckt wird ...und muss ich es extra erwähnen ...es tut saumäßig weh. Bei mir fliegt das Ding nach 2 Minuten weg. Bis die Schwester es wieder hinlegt. Und ich es wieder wegpfeffere und sie es wieder hinlegt usw ... Der Gipfel dazu ist ein Teil ...mindestens 20 Kilo schwer, welches auf dein Knie muss. Dass drückt zusätzlich das Knie ´runter. Ja, eindeutig macht das alles wahnsinnig viel Spaß. Meine 2. neue Nachbarin kommt. Sie wirkt stressig. Muss viel telefonieren ...im Zimmer gibt’s keinen Handyempfang. Auf der Terrasse heute auch nicht. Sie muss nach unten. Es ist kalt. Sie kommt zurück und holt sich eine Jacke ....Ja, da kommt Leben in die Bude. Aber sie scheint ganz nett zu sein. Und ist kein bisschen nervös. Wir erzählen uns gegenseitig noch bis weit nach Mitternacht unsere Lebensgeschichten ...und dann schläft sie mit ihrer „stell-mich-vor-der-OP-ruhig-Tablette“ ein. Die Hüfte schnarcht schon etwas länger ...ich kann wieder nicht schlafen und stöhne und weiß nicht, wie ich liegen soll ... Am nächsten Morgen lässt sich tatsächlich ein Arzt sehen, der aber nichts mit mir zu tun haben will, sondern nur mit meinem Bettgegenüber, die er heute operiert, sprechen will. Die beiden Damen werden nach und nach abgeholt ...ich bekomme Krankengymnastik, Lymphdrainage, die gut tut, aber meinen Fuß kribbeln lässt und dann Eis für´s Knie. Nichtsahnend wie ich bin, packe ich mir das Eispack auf die Knie. Nein, da gehört es nicht hin ...sondern nur an die Seiten. Und wieder liegt Frau Lechte nicht in der Mulde. Schwester Stefanie erinnert mich nochmal an die Kilobeschwerung und meint, dass dies keine Deko sei. Ich drapiere das Teil immer gern auf den Bettpfosten. Ich bin eben am Samstag mit dem Frühstücken fertig, da kommen meine beiden zurück. Quietschfiedel ...haha ...noch ...Na ja, die Hüfte hat es sowieso leichter. Aber Frau Seifert, die jüngere Patientin hat auch ein neues Knie bekommen. Und schon geht es los. Sie will mehr Schmerzmittel ...hat aber schon genug und bekommt nicht mehr. Ich darf heute auch ohne Begleitung mal ummen Block gehen. Toll ....es sieht aus wie Opa Hinkebein und der Weg kostet mich eine Viertelstunde und schon lieg ich wieder herum, weil fertig. Ich habe immer noch das Gefühl, mein operiertes Bein ist zu lang – die Krankengymnastin meint aber, es sei okay und wächst sich noch aus ...hmmh!!! Aber Montag ist Visite, sogar mit dem Oberboss, da kann ich ja alles loswerden an Fragen, was ich auch immer fragen will. Am Wochenende kommt Andreas und fährt mich ...wie schön..mit einem Rollstuhl durch die Landschaft. Es ist schönes Wetter, wir beobachten die Enten, ärgern uns wieder, dass die Leute es einfach nicht drauf haben, das Füttern sein zu lassen und haben einen schönen Tag. Frau Hüfte bekommt Besuch von ihrem Arzt. Der ist ja vielleicht nett. Ich habe immer noch nicht meinen Operateur kennengelernt ... Montag: Chefarztvisite. Das ist ja der Hohn. Die Herren in weiß stehen flüsternd beieinander. Dann wirft der Herr Chefarzt einen Blick auf dich: „nun, gute Frau, wie geht´s." In welchem Mittelalter befinden wir uns hier. Und für dieses Krankenhaus habe ich mich nach monatlichen Hin und Her entschieden? Jetzt liegst du hier im Bett und wirfst gönnerhaft von jemanden der fast gleichalt ist, wie ein lästiges Objekt betrachtet. „Den Umständen entsprechend wohl gut, wenn ich allen glauben darf“, sage ich ...“wenn Sie es aber vielleicht einmal möglich machen könnten, dass ich meinen Operateur sprechen könnte. Ich würde gerne wissen, wie meine OP verlaufen ist.“ „Hmh“, der Stationsarzt wird angesehen. „Wer hat Sie denn operiert?“ Ich weiß es nicht. Der Stationsarzt weiß es auch nicht. Aber der Herr Dr.Frank will sich kümmern. Ich trage ihm mein Problem mit dem meiner Meinung nach zu langem Bein vor. Er guckt nur den Stationsarzt an ...der hat natürlich von nichts einen Schimmer. Ist ja auch nur der Stationsarzt hier ...Nichts passiert. Ich muss die Sache selbst in die Hand nehmen. Ich gehe zur Frau Sekretär und bitte sie darum, einen meiner operierenden Ärzte kennenzulernen. Sie will sich bemühen. Ich humpele ins Zimmer zurück. Die Motorschiene wartet auf mich. Mein Bein kommt in eine Schiene, wird festgebunden, damit ich nicht weglaufen kann und dann wird motormäßig mein Bein gebeugt und gestreckt. Ich bin auf 80 und das reicht mir. Obwohl hier niemand das Haus verlässt, wenn man nicht die 90 Grad erreicht hat. Mein Bettgegenüber versteht mich und hasst Versenteil und Kilopack wie ich. Sie darf ein paar Drogen mehr bekommen, weil sie wahrscheinlich alles verträgt. Es reicht ihr nicht. Sie hat Schmerzen und will mehr. Ich biete ihr mein Fläschen Novalgin an. Marianne ruft an ... und ich frage sie, wie viel Novalgin man nehmen muss, damit man gar nichts mehr merkt. „Von Novalgin kannste dich nicht umbringen,“ meint Marianne, „ da kriegste nur Kreislauf.“ Ich jammere meiner Chefin ordenlich was vor. Kann mir nicht vorstellen, jemals wieder laufen oder Auto fahren, geschweige denn arbeiten zu können. Es gibt eine neue Runde Strümpfe ...die KG kommt, Lymphdrainage ...aber nicht mein DOC. Meine Hüftnachbarin wird jeden Tag von Ihrem Arzt aufgesucht. Ja ...85 muss man sein. Frau Hüfte hat an sich überhaupt wenig Probleme mit Schmerzen. Frau Seifert und ich überlegen, dass wir uns nächstes Mal auch lieber die Hüfte aussuchen werden. Und dann 85 sind und auch den coolen Arzt bekommen. Wir sind mal wieder im Jammerturn und überlegen, wann wir mit unserem kaputten Knie mal wieder Auto fahren oder Sex haben können. Ich humpele noch mal zur Sekretärin ...sie schickt mich zum Patientenmanagement. Die wollen sich kümmern. Ich krieg hier die Krise. Ich habe eindeutig ein zu langes Bein. Gehe ich mal ein bisschen länger, schießt es mir in den Lendenwirbelbereich nur so rein. Zack ... Donnerstagmorgen ...wirklich und tatsächlich ...steht ein aufgeblasener arroganter Typ an meinem Bett. Mein Arzt ist gekommen. Juchhu. Er sagt mir kurz, dass ich ein 08/15 Knie bekommen hätte ...alles in Ordnung ...keine besonderen Vorkommnisse. Auf die Frage nach meinem langen Bein zuckt er nur die Schulter und ...ward nicht mehr gesehen. Hat der sie nicht alle. Kurz danach ist OA-Visite. Auf die Frage, wie es mir geht, kann ich endlich mal die Sau heraus lassen. Ich sage, „wie soll es mir schon gehen, mir ist übel von den Schmerzmitteln, ich habe dauernd Kopfschmerzen ...bei Gehen Rückprobleme und niemand sagt mir was über mein zu langes Bein.“ Der Oberdoc schlägt eine Beinmessung vor. Aha ...jetzt schon ....???? Morgen gehe ich in die Reha ... Mein Bein ist richtig. Nur hat sich durch die Schonhaltung vor der OP mein Becken gedreht oder so ...und jetzt wollen die Muskeln eigentlich lieber, dass es so weiter geht und müssen nun dazu gebracht werden, anders zu funktionieren. Das ist nicht schön, aber wenigstens eine Aussage. Mittags lieg ich im Bett und meine zu meiner Mitkniepatientin, dass sich meine Kniekehle heute anders als gestern anfühlt. Frau Seifert meint, dass sich evtl. der Dünndarm dahin verzogen hat. Die Gute nimmt ziemlich viele Schmerzmittel ...aber dennoch philosophieren wir, dass das dann ganz praktisch wäre für Toilettengänge und Darm-OP´s. Wir haben noch viel Spaß an unserem letzten Abend. Ich liege wegen meiner Beckensache auf einer heißen Platte bei 25 Grad Sonne draußen und am Knie jeweils einen Eisbeutel herunterhängend.
Ich kriege Papiere ausgehändigt, sage tschüs ...gebe meine Bewertung nicht ab ...wer weiß, vielleicht muss ich hier nochmal hin, und Sebastian fährt mich an Bad Driburg. Es ist ein schöner Tag. Zu Hause hatte ich mich ja auf die Reha gefreut. Selbstverständlich brauche ich dann die Stützen nicht mehr. Kann wunderbar laufen und erkundige die Gegend. Das war ja wohl nix. Wir kommen an, man zeigt uns das Zimmer ...jetzt Anmeldung durch die Schwester, das ist der Schlüssel ...Ihr Postfach ...immer hinein gucken ....Montag Blutabnahme ...nüchtern ...der Speisesaal ...die Ärztin wartet ...ich dreh am Rad. Gut, dass mein Sohn noch dabei ist. Er nimmt mich an die Hand, meine Papiere an sich und als ich mich erschöpft aufs Bett fallen lasse, packt er sogar meinen Koffer aus. Wir liegen später noch auf der hauseigenen Wiese in Liegestühlen ...das tut gut ...nach dem Abendessen fährt Sebastian, und ich bin alleine und bekomme das heulende Elend. Mein Zimmer gefällt mir nicht, hier gibt es keinen Galgen am Bett, wie soll ich hier ´raus und ´reinkommen. Nichts ist behindertengerecht ...ich denke, dass ist eine Rehaklinik. Außerdem war der Frau Doktor mein Knie zu dick. Im Krankenhaus haben sie gestern noch gesagt, alles im grünen Bereich. Wat denn nun ...Kär ....Ich heule herum. Man, so viel geflennt wie in den letzten Tagen habe ich Jahre nicht. Andreas ruft an und will nichts hören. Er holt mich auf keinen Fall ab ...und ich soll mich jetzt zusammenreißen. „Ist wie ´ne Tür - da musst du jetzt durch.“ Samstag: Im Frühstücksraum steh´ ich blöd herum. Es ist Buffet, aber kann mir bitte mal jemand sagen, wie ich mir mit Stützen einen Teller voll schaufeln soll. Bis ich heraus bekomme, dass man sich an einen bestimmten Punkt stellt. Dann geht eine Servicekraft mit und lädt alles auf, was das Herz begehrt. Das Dumme, man kann nicht langsam und gemütlich kucken ...es muss zack ...zack gehen. Brötchen ...welches ...1 ...oder ....2, welchen Aufschnitt ...wo ist der Platz. Ich sitze vorrübergehend – weil dummerweise bin ich Freitags angereist ...echt...das mach ich auch im nächsten Leben anders...und die Platzverteilung ist immer nur Montags – Donnerstags – mit 3 Damen, eine kommt tatsächlich auch aus Hagen, zusammen. Die Damen sind auch erst einige Tage da und haben Bauch-OP´s hinter sich. Ich lerne, man sitzt hier nicht nach Krankheitsbildern zusammen sondern nach Kostformen. Ich sitze also an einem Schonkosttisch...müsste aber eigentlich, weil ich gerne einige Kilo´s abnehmen möchte, wenn ich schon mal keinen Alk und Süßigkeiten greifbar habe, in den Reduktionsbereich. Tatsächlich habe ich eine Anwendung am Samstagvormittag: Guppen-Knie-Gym. Da kann ich so gut wie gar nichts. Alle Patienten sind vor einigen Tagen angekommen, einige viel fitter als ich. Das ärgert mich. Mein Knie ist dick wie Oschi und tut dauernd weh. Nachmittags versuche ich zu laufen, zack ...schießt es wieder in den unteren Rücken. Ich sitze auf einer Bank und versuche mein Knie zu sortieren. Eine Frau setzt sich zu mir. „Oh ...Knie ...“ erkennt sie sofort. Und berichtet mir von ihrer Knie-OP von vor 4 Jahren ...nach der sie nach fast 9 Monaten erst wieder fit war und ohne Stöcke gehen konnte. Wie ich kann sie Schmerzmittel nicht vertragen, konnte keine Entzündungshemmer bekommen und hatte ewig ein schlechtes Gefühl, weil alle weiter waren als sie. Und natürlich zu Hause die dummen Kommentare: das ist doch schon so lange her ...und immer noch mit Stöcken ...auf der einen Seite macht mir das Mut ...andererseits ...kann ich doch nicht so mit den Stützen zur Arbeit gehen ... Am Sonntag kommt Andreas ...ich klage ...jammere ...hab keinen Bock auf diese Scheiße hier ...will auswandern ...und sowie mein altes Knie zurück. Und diese blöden Rückenschmerzen pissen mich einfach nur an ...die soll´n jetzt weggehen. Sofort. Ich schaff mal eben den Gang in den gräflichen Garten. Muss 50 Mal Pause machen, weil es dauernd in die linke Arschbacke zieht. Abends ist mein Knie ...wenn das überhaupt noch geht ...noch dicker ... und heiß ...her mit dem Eis ... Am Montag muss ich mir tatsächlich den Wecker stellen. Gruppengymnastik Knie 8 Uhr Halle B. Dann habe ich meinen 1. Termin bei der Physiotherapeutin. Der erzähl ich man gleich auch von meinem schlimmen Rücken. Hab ich hier eigentlich Knie und Rücken??? Sie untersucht mich, meint auch „alles muskulär „ macht gleich ein paar Verrenkungen mit mir und meint, wenn ich in 3 Wochen mit 2 Stöcken „beschwerdefrei“ aus der Reha gehe ...bin ich gut. Das war ja ganz anders von mir geplant. Ich wollte doch hier in der Reha richtig spazieren gehen. Ich rufe Frau Seifert an und klage mein Leid. Sie hat es wohl in Bad Sassendorf ganz gut erwischt: eine Motorschiene auf dem Zimmer und immerzu kann sie üben ...nette Leute am Tisch und Supertherapeuten. Gut: nette Leute am Tisch hab ich auch. Habe Herr Cat-Wiesel überredet, mich am Schonkosttisch sitzen zu lassen. Der Chef des Restaurants ist drahtig und klein und flink wie ein Wiesel. Deshalb hat ihn die Hagener Dame so getauft. Ich habe eine Menge Anwendungen: Lymphdrainage und anschließend muss ich Übungen machen, bei denen durch meinen Oberschenkel Strom gejagt wird. Dann Rotlicht für den Lendenwirbelbereich. Das ist ungemütlich ...ich sitze wie ein verkrampftes Huhn auf dem Stuhl. Ich spreche mit dem Therapeuten über mein Rückenproblem. Er schlägt statt Rotlicht etwas anderes – auch mit Strom – vor. Meinetwegen. Zwischen den ganzen Anwendungen muss ich noch Blutdruck messen und Blut abnehmen lassen ...Frau L. von der Lymphdrainage zieht mir den Strumpf an. Brauch ich deswegen ja schon mal nicht zu den Schwestern. Langsam spielt sich alles ein. Therapien ohne Ende ...ich stell mir den Wecker auf 6:30. Meistens schlaf ich ja erst gegen vier/halb fünf ein. Zwischen den Anwendungen habe ich manchmal Zeit, mich nach draußen auf die Terrasse zu setzen und etwas zu trinken. Wenn ich mit allem komplett fertig bin, entweder aufs Zimmer – Beine hoch ...meistens nicker ich dann auch ein. Oder auf die Sonnenwiese ...mit einem Buch. Aber auch da leg ich nach kurzer Zeit den Roman weg und schlafe mit Brille auf der Nase ein. Vor dem Abendessen dreh ich dann noch eine kleine Runde um das Haus. Pause auf einer Bank. Nochmal eine Runde. Nach dem Essen hole ich Eis und ab aufs Zimmer. Dienstag kommt Sebastian. Er stellt brav 2 Liegestühle nebeneinander und wir liegen und plaudern auf der Sonnenwiese. Seit gestern sind die Klammern weg und ich zeige meinem Sohn meine hübsche Narbe. Der Arzt mag ein Arschloch sein ...aber nähen kann er gut. Mittwoch bei der Oberarztvisite komme ich wieder gleich mit meinem zu langen Bein. Auch der OA untersucht mich genauestens ...meint „ja, evtl. könnte das rechte Bein einen kleinen Tick länger als das andere sein ...aber jetzt ist noch zu früh, etwas genaueres zu sagen ...ich soll mal so weitermachen.“ Bleibt mir ja auch nicht viel anderes übrig. Ab Morgen darf ich ins Wasser. Jetzt wird es noch umständlicher. Wasserfestes Pflaster für Knie bei der Schwester aufkleben lassen ... anschließend wieder hin ...neues normales Pflaster. Heute ist Donnerstag ...bitte wieder Blutdruck messen ...Tabletten noch genügend da??? Strumpf geht nicht gut an ...Bein ist vom Aufenthalt im Wasser nicht trocken genug. Ich soll eine Wärmflasche für meinen Rücken mitnehmen. Und wo bekomme ich heißes Wasser? Aus dem Wasserhahn! Nee ...das ist lauwarm. Kann ich heute Mittagessen? Mein nächster Termin ist um 13:15. Meine Physiotherapeutin ist sehr gut. Heute habe ich viel getan ...mein Knie ist allerhöchste Alarmstufe dick. Frau EL hat eine Art Lolli in der Hand und geht mit ihm über mein heißes Knie und mein Bein. Das tut gut. Anschließend bekomme ich eine Kniemassage mit Voltaren und die Order: sofort ins Zimmer und aufs Bett zu gehen und mindestens 2 Stunden ruhen. Chefarztvisite: was vergesse ich nicht zu erwähnen? Genau. Mein langes Bein...bla...bla...könnte sein...noch zu früh....ich krieg Verlängerung..weil Knie zu dick...weiter Lymphdrainage und für den Rücken Massagen. Und Medikamente....die ich tatsächlich mal für drei Tage nehme, weil mein Rücken dermaßen weh tut, dass ich mich im Bett nicht mehr drehen kann. Meine Physiotherapeutin legt mich ein paar Mal auf die Streckbank...das tut gut...und zudem muss ich ab jetzt jeden Tag 10 Minuten auf einem kleinen Fahrrad fahren. Wassergymnastik macht mir wie zu erwarten viel Spaß. Ich stelle immer wieder fest, dass ich kein Rehatyp bin. Im Duschbereich sitzen bereits 2 Damen. "Hach," sagt die eine zu mir, "Sie laufen ja auch noch so schwer." Blöööde!!! Sie ist gestern neu angekommen und tröstet sich damit, dass ich genau wie sie noch so herum eiere. Ich hab´ auch echt ein Problem damit. Alle, die mit mir gekommen sind, sind viel weiter, laufen nun schon ohne Gehhilfen und der Gang sieht richtig gut aus. Ich laufe 2 Wochen nach Beginn der Reha noch wie zuletzt im Krankenhaus. "Das kommt...das kommt," sagt meine Physiotherapeutin. Heute sitzen meine Damen und ich noch auf ein Glas Wein zusammen...Frau Lucie aus Leverkusen wird Morgen nach Hause fahren...irgendwie schade. Wir haben so gut zusammen gepasst. Sebastian kommt. Es ist kein Wetter für die Liegewiese...wir fahren nach Detmold. Ganz nett hier...die Geschäfte sind in Fachwerkhäusern untergebracht. Ich finde ein Buch und kaufe es. Nun fährt auch die Hagenerin heimwärts...und Heike und ich bekommen schon mal einen neuen Tischnachbarn. Aber erst einmal setzen wir uns um. Nun schau´n wir in den Raum, nicht mehr gegen die Wand. Der neue scheint ganz okay zu sein. Er redet wenig...vorerst jedenfalls...später taut er dann etwas auf. Am Samstag wollen Heike und ich einen Gang in die Stadt machen. Ich kaufe mir einen grünen Regenschirm, den Heike dann tragen muss, weil ich ja keine Hand frei habe. Andreas besucht mich noch ein letztes Mal. Sebastian kommt noch einmal vorbei...ein letztes Mal auf der Liegewiese...Heike und ich trinken ein Gläschen Wein zum Abschied und tauschen unsere mail-Adressen. Ich bekomme noch ein Badewannenbrett aufgeschrieben, übe trocken, wie ich in die Wanne zum Duschen kann...sage tschüs und freu mich irgendwie doch auf zu Hause...
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