Wirklich schon Oktober? Nee, Kinders...wie doch die Zeit vergeht. Letztes Jahr zu Weihnachten ...oder war es dieses Jahr zum Geburtstag??? ...bekam ich von meinen Kindern eine Karte für ein Reinhard-Mey-Konzert. Das allein war ja schon eine tolle Idee...und ich kapierte ja auch erst gar nicht, dass die Karte für das Konzert in Berlin war und Nina ja auch eine Karte hatte...und dass das hieß...ich bleib natürlich dann nicht nur für das Konzert, sondern mache ein verlängertes Weiber-Wochenende daraus.
Marianne sagt ihren üblichen "was hast du da denn schon wieder vor - Satz" - und dann war der Urlaub gebongt.
Und nun ist es soweit. Nina ruft an und hat Aufträge, was ich alles mitbringen soll. Ach, ich war doch so gut und hatte tatsächlich meinen Koffer doch schon gepackt...also ein größerer Koffer muss her. Ich packe um, des Kindes Sachen dazu. Oh..nee, ist der schwer.
Wieso muss man für 4 Tage genausoviel mitnehmen wie für eine Woche? Und dann geb ich meinen Koffer auf. Der Tipp kommt von einer Kollegin, die ein Seminar in Hamburg besuchen muss und ihren Koffer auch nicht mit im Zug herum schlörren will. Ich hab ja schon mit mir Schwierigkeiten, in den Zug zu kommen und vor allem, wieder hinaus. Und dann auch noch mit Koffer??? Bis ich dann aber mal so in die Pötte komme, ist es zum Abholen des Gepäckstücks bereits zu spät, meint der Herr Bahnbeamte...aber ich könnte den Koffer an eine der vielen Hermes-Versandannahmestellen abgeben. Er könne mir aber nicht sagen, wo die sich so in Hagen befinden würden. Ja - wozu gibt es das Internet. Ich bahn-gepäck.de eingegeben...ach nee..gleich hier in Wehringhausen 2 x, sogar im Kiosk um die Ecke. Im Kiosk?? Da steht der dann bis Montag zwischen den Bieren? Probiere ich es doch lieber im Modelädchen. Die Dame ist sehr nett, aber hat am Montag geschlossen. Also erneut ins Internet. Da...eine Tankstelle. Die haben doch auf jeden Fall am Montag geöffnet...und sogar Samstags und Sonntags. Etikett mit meinem Namen und Namen des Hotels in Friedrichshain aufgeklebt und ich kann Andreas überreden, meinen schweren Koffe zur Esso Tanstelle so bringen. Dort darf Schatzi ihn zu den Bierkästen!!! stellen. Ob das man gut geht?
Ich sitze im Zug. Voll hier. Habe einen Sitzplatz am Fenster und nerve meinen Nachbarn, der die Frankfurter Allgemeine liest, ewig, weil ich oft pinkeln muss. Bin sooooo froh, dass mein Koffer schon in Berlin ist. Auf den Sitzen vor mir spielen vier Männer Skat und holen sich dazu hin und wieder ein Bierchen aus ihren Kühltaschen. Die Kühltaschen haben sie in der gegenüberliegenden Kofferablage. Darunter sitzen zwei ältere, elegante Damen. Der Bierholer entschuldigt sich immer bei den Beiden und schenkt ihnen dann aus seinem Reiseproviant 2 Eier. "Heute morgen frisch gelegt." Ansonsten kriegen die vier sich nach jedem Spiel in die Köppe, weil irgendjemand nicht richtig gedrückt oder bedient hat. Ich bekomm aber nur die Hälfte mit, weil ich Musik im Ohr hab.
Endlich sind wir da. Ninchen steht am Bahnhof...und das ist auch gut so. Ich, Verläuferin in allen Telefonzellen, hätte hier ohne Navi doch nie den Ausgang gefunden. Nina staunt über mein bischen Gepäck und schüttelt nur den Kopf (das klappt doch nie..)als ich großspurig erkläre, dass ich selbstverständlich nicht mit riesigem Gepäck reise, sondern frei und ungebunden und in Zeiten wie diesen man ja die Möglichkeit hat, seine Utensilien aufzugeben. Deshalb habe ich nur meinen Rucksack und bin richtig glücklich, weil wir jetzt s-Bahn fahren und dann noch eine schöne Strecke laufen müssen. Das Uptalsboom hat meinen Koffer nicht. Das Kind gluckst und Frau Hotelier meint, eine Zahnbürste und einen Bademantel hätte sie für mich. Da kommt ein Kollege dazu, der mehr weiß. Gestern sei ein Koffer angekommen, der Name des Hotels falsch geschrieben und die Adresse total unrichtig. Als Empfänger sei eine Esso-Tankstelle angegeben gewesen. Ich bin sprachlos. Nein, kein Name...also natürlich MEIN Name stand nirgendwo. Sonst hätten sie den Koffer ja behalten. Aber eine ganze Tankstelle hatten sie nicht zu Gast. Ich bekam eine Handynummer von Frau Hermesversand. Die mir dann ins Ohr säuselt, wenn ich Glück hätte, dann befände sich mein Koffer noch im Depot. Ich säusel zurück, dass sie genau eine Stunde Zeit hätte, meinen Koffer hier abzuliefern...und tatsächlich, als ich das gute Stück in meinen Händen halte, ist all das, was ich aufgeklebt habe, weg...Mauseweg....und genau, wie Herr Hotelier beschrieben hat: Hotel Friedrichshain, Gaubener Straße, Absender: Esso-Tankstelle!!! Alles falsch! Das ist ein Ding!!!
Nun genug geärgert. Auspacken, wir wollen draußen einen Kaffee trinken. Die Sonne scheint. Wir finden zwei Sonnenplätze draußen...und schlürfen einen Milchkaffee. Dann die Kleiderfrage: müssen wir uns für Reinhard umziehen? Wir entscheiden: nein, das kleine Schwarze bleibt im Koffer. Hihi..ich hab´s sowieso nicht mit. Wir fahren wieder S-Bahn und U-Bahn, finden eine nette Pizzeria...und kommen dann wirklich fast noch zu spät. Lena und Michi sitzen hier auch irgendwo. Nina ruft mal eben an. "Michi, steh mal auf und wink mal." Ah...da! Wir halloen zurück. Das wäre auch geklärt. Herr Mey tritt auf. Hat sehr viele Lieder aus seinem neuen Album Mairegen. Aber auch einige alte Songs. Man merkt, dass das Publikum lieber die Alten mag, und auch von den Alten die etwas flotteren, lustigeren. Es ist schon alles sehr sentimental geworden, was der gute so rüber bringt. In der Pause erzähle ich Lena und Michi, dass Reinhard Mey mal in Wuppertal aufgetreten ist. Damals war er soooo unbekannt, man konnte problemlos Karten bekommen und die Halle war fast leer. In Hagen ist die Stadthalle schon für das Konzert im Dezember seit Wochen ausverkauft. Und auch hier in der Kongresshalle sind nicht viele Plätze übrig. Die Stühle sind allerdings sehr unbequem und wir sind dann doch froh, als nach zwei Zugaben das Konzert zu Ende ist. Jetzt noch einen Absacker mit den beiden Freunden von Nina in einer Berliner Raucherkneipe nehmen (die Berliner Weiße kostet hier 1,60!!!) und dann fallen wir, nach wieder S-Bahn und U-Bahn- fahren, gegen eins todmüde ins Bett.
He...ich habe gut geschlafen. Mache das Kind wach...dusche...nee...das geht ja gar nicht. 4-Sterne haben wir´s hier und ein Duschvorhang!!!! Vor allem lässt der an einer Seite so das Wasser durch, dass das Badezimmer halb unter Wasser steht. Nachdem Nina geduscht hat, steht das ganze Bad dann unter Wasser. Dann kommen die Handtücher auf jeden Fall auf den Boden.
Frühstück. Hm...lecker....Ich hab ja inzwischen gelernt, wie ich zu essen habe...und möchte nach meinem Berlin Aufenthalt nicht wieder zugenommen habe. Was mir hier auch nicht schwer fällt. Das Frühstück ist zwar okay....aber nicht vom Hocker reißend. Was steht heute auf dem Programm?
Heute ist Wohnungsbesichtigung (du hälst dich aber im Hintergrund, Mama) angesagt...Kaffee trinken in der Sonne...und schlendern über´n Kudamm. Kadewe müssen wir eigentlich auch hin. Schicken Mantel gesehen. Teuer. Schicke Jacke gesehen Billiger....Ninas Handy gibt auf der Dachterasse des Kadewe seinen Geist auf. Wo ist hier ein e-plus? Jetzt soll doch mal das Internet zeigen, was es drauf hat. Ein Anruf bei dem Lieblingssohn - der sitz grad im Auto zur See...fährt aber nicht selbst - und kann sein Handy befragen, wo der nächste e-plus-Laden wohl ist. Hier nicht, irgendwo in Friedrichshain oder Dahlem. Wir sind aber schon weiter gegangen und stehen während Sebastians Infos vor einem e-plus Laden. Eeechcht!!!
Der Fehler wird behoben...Nina ist wieder erreichbar und wir wollen etwas essen. Die Pizzeria bei Lena und Michi um die Ecke soll es sein. Nette Bedienung...Berlins beste Lasagne schmeckt hervorragend...und dann hat Nina nochmal eine WG-Wohnungsbesichtigung und ich fahr schon mal nach Neukölln, wo heute abend die Ringsdorfer Perlen auftreten, eine Kaberettgruppe....nett gemacht. Weinchen dabei....das Leben kann ja so richtig nett sein. Wieder gut geschlafen, wieder nass geduscht...wieder eine Wohnung. Aber hier Pech. Die Wohnung ist schon weg, man bietet die Nachbarwohnung an. Da zieht VIELLEICHT die Mieterin zum 31. 12. aus. Na, fahr´n wir halt mal zum Alex. Den ehemaligen Flughafen Tempelhof will ich doch sehen. Tempelhof ist ein Traum für Scater. Natürlich kann man dort auch spazieren und radfahren...manch einer lässt seinen Drachen da steigen.Wir latschen zu Fuß auf dem Asphalt herum. Manche Berliner haben kleine Beete in den Rasen gestochen und ein Journalist möchte Nina fotografieren. Mich fragt er nicht.
Dann die Kastanienstraße am Prenzlauer Berg. Eine Menschenschlange...hier gibts was umsonst. Von wegen. Es ist die Pommesbude von Konopke. Hier isst man die leckerste Currywurst. Wir suchen die Buchhandlung, die jeden Tag bis 24 Uhr geöffnet hat. Dann versuchen wir einen Bus zu bekommen, um das Lichterspektakel vom Bus aus zu verfolgen zu können. Wir haben nämlich beide müde Füße. Der erste Bus...proppevoll...der zweite auch... dann eben kein Spektakel. Wir wollen jetzt nur noch heim ins Hotel.
Wieder gut geschlafen, ein letztes Mal zum Frühstück. Ab morgen müssen wir aber wirklich.... Was sagt Frau Gutbrod wohl dazu? Diäten beginnt man SOFORT. Heute abend gibts einen Salat. Ich gebe meinen Koffer an der Rezeption ab..mal gucken, ob das wenigsten zurück klappt., Nina zeigt mir Lenas und Michis Wohnung und wir fahren ins Nikolaiviertel. Dort ist grad in einem Cafe ein wunderschöner Sonnenplatz frei geworden. Es wird Zeit für Cappuchino. Dann beschließen wir, ganz vornehm touristisch eine Bötchenfrahrt mitzumachen. Herr Kapitän erklärt uns viele tausend Dinge. Um drei müssen wir vom Kahn. Denn auf Nina wartet mal wieder eine Wohnung. Diesmal darf ich wieder mit. Die Wohnung gefällt aus beiden. Groß genug...billig genug...Na ja, jetzt gilts halt abwarten, wer wird das Kind haben wollen??? Noch ein bisschen schlendern, Pläne machen (das nächste Mal besorgen wir Karten für Cindy aus Marzahn), dann wird´s Zeit für die Heimfahrt. Im Zug höre ich die gute Nachricht: Nina zieht in die WG.