Seitdem Andreas sein E-Bike hat, ist er ja geradezu besessen vom Fahrradfahren. Und natürlich seitdem er Komoot, so eine Art Fahrrad-Navi, entdeckt hat... ich traue ja Komoot nicht so richtig.
Komoot meint z.B. manchmal, man sollte doch mal so 12 km Fahrradweg an der Straße fahren, um schnell anzukommen. Es führte uns einmal durch einen Weg in einen Wald, den ich normalerweise nicht einmal zu Fuß gegangen wäre. Ein Radfahrer musste geduldig hinter mir her drämmeln...er konnte mich nicht überholen...ich fuhr ja bedächtig über jede Wurzel...Andreas ist natürlich schon auf dem breiteren Waldweg und es ist ihm ja total peinlich, dass seine Frau so unsportlich ist. Er schreit mir entgegen, dass der ARME junge Mann die ganze Zeit hinter mir her fahren muss. Ja und... ! wer sucht denn diese komischen Wege aus... ! und wo hätte ich den ARMEN jungen Mann denn vorbeilassen sollen. Links Berge... rechts ein Abgrund... nun denn... aber Komoot weiß viel... coole Picknickplätze... z.B. so etwas ist ja auch wichtig.
Heute also starten wir von Horstmar, Alter Bahnhof. Die 4-Sterne-Tour. "Wieso 4-Sterne-Tour", frage ich Andreas? "Es muss immer Luft nach oben geben", sagt Andreas. Aber zuerst testen... Biergarten, wir kommen. In Horstmar fahren wir auf die "Radbahn", die auf Gleisen einer ehemaligen Regionalbahn, die von Coesfeld bis Rheine ging, gebaut wurde. Wir fahren an einem Stand, an dem es Kartoffelchips aus eigener Herstellung vom Münsteraner Kartoffel-Bauern gibt, vorbei. Ich möchte welche mit Lauch und Sourcream und Andreas kann sich nicht entscheiden zwischen Paprika und Salz und Pfeffer. Er möchte gerne, dass ich Paprika nehme und er Salz und Pfeffer. Hach... wo sind wir denn hier. Soll er doch beides nehmen! Ich WILL meine Sourcream. Andreas entscheidet sich schließlich für Salz und Pfeffer, und weil er nicht möchte, dass die Chips bröselig zu Hause ankommen, werden sie in die Seitentaschen meines Backpacks verstaut. Und natürlich versteht sich, dass mein Mann diese Aufgabe selbst übernimmt, da könnte ich etwas falsch machen. Als ich mal im Wald verschwinde, hält er sogar mein Rad fest, aus Sorge, es könnte fallen. Wir fahren später noch ein paar sehr holperige Wege, so das ich nicht weiß, ob die Kartoffelchips das überleben werden.
Holthausen! Andreas meint, hier kommst du aber auch nur zum Sterben hin. Ich denke ja nur noch in Corona-Zahlen. "Inzidenz weniger als 0", sage ich. Eigentlich ist doch auch Zeit zum Picknicken. Wir finden eine schöne Bank unter einem... ja ... was ist das jetzt für ein Baum. Der Stamm ist dick und sehr knorrig und seine Äste und Zweige weit ausholend. Was sagt Komoot dazu, will ich von Andreas wissen. Komoot sagt "alter Baum". Na...schön. Andreas will, dass Google ihm ein Buchenblatt, bzw. Lindenblatt zeigt. Er bekommt beides, die Blätter sehen sich sehr ähnlich. Dann will Andreas von Google wissen:"gibt es hier in der Nähe eine alte Buche?" Google hat keine Lust, zu antworten, was ich verstehen kann. Ich schlage vor, weiterzufahren. Ein Vater mit Sohn kommen mit Fahrrädern aus der Gegenrichtung. Die beiden stellen die Räder ab, und der Junge verschwindet im Baum. Echt... der Baum ist hohl. Jetzt sehen wir das auch... und da steckt der junge Mann - oben zwischen den Ästen und Zweigen. Ha... das weiß aber Komoot noch nicht. Bis her... jedenfalls. Natürlich muss Andreas ein Foto machen und läd das in Komoot hoch. Wie aufregend.
Es geht weiter nach Altenberge. Dort gibt es einen Mini-Dorfplatz mit einem Mini-Restaurant, welches ein paar Stühle mit Tischen draußen aufgestellt hat. Andreas meint, auch eine Eisdiele zu schnuppern... aber jetzt gerade haben wir erst gepicknickt... also erst einmal weiter. Der nächste Biergarten ist unser.
In Nordwalde landen wir in einen Corona Hot Spot. Eine Menge junger Leute feiert auf einem Bauernhof mit cooler Rockmusik, mit Bier- und anderen Flaschen irgendetwas und singen und prosten uns zu. Und das um drei Uhr nachmittags...so was!! Der Himmel zieht sich etwas zu. Kommen vielleicht unsere Regencapes, die ich heute mal eingepackt habe, doch zum Einsatz? Wir sind in der Nähe von Borghorst, als es so 3 1/2 Tropfen regnet. In Borghorst haben wir ein paar Meter Industriegebiet, nicht so schön...aber ich vermute: was den fehlenden Stern angeht, es sind einfach die nicht vorhandenen Biergärten. Als wir wieder in Horstmar ankommen, haben die dunklen Wolken sich verzogen und die Sonne scheint wieder. Wir sitzen noch im Alten Bahnhofs-Cafe...brauchen für die Außengastronomie unsere Tests gar nicht. Wir wollen noch einen Abstecher nach Horstmar machen...in die City. Komoot führt uns herum: Pizzeria, Boutique und Fahrradhändler. Das ist also die historische Altstadt. Ich hatte mich auf ein Eis gefreut. Sagte ich schon, dass ich Komoot nicht traue. In jedem Ort gibt es doch eine Drogerie und Apotheke. Sehe ich hier aber nicht. Ich sage zu Andreas, dass er Google mal fragen soll, ob es hier eine Eisdiele gibt. Da hat Andreas nun gar keine Lust zu. Verstehe ich nicht. Also zurück zum Auto. Gerade, als wir die Räder aufgebockt haben, fängt es erst sanft, dann aber heftig an zu regnen. Wir müssen noch tanken und ratet, wer tanken und dann von der Tanksäule bis zur Kasse und zurück durch den prasselnden Regen rennen darf...