Als ich im Sommer letzten Jahres mit den Frauen im Harz, sprich Quedlinburg war, hatte es mir so gut gefallen, dass ich unbedingt mit Andreas mal hier hin wollte. Warum nicht zu meinem Geburtstag? Und da ich ein Mensch schneller Tat bin, buchte ich den Aufenthalt für uns zwei. Nun war es also soweit. Temperatur knapp unter Null...ich hatte schon Bedenken. Manchmal lebt ja ein Ort auch nur von der Jahreszeit. Im Sommer kann man schön draußen sitzen...auf der anderen Seite waren wir jetzt mit Auto unterwegs...und wir Frauen konnten einiges gar nicht erst unternehmen, weil natürlich die Zeit zu knapp war, und bis wir das mit dem Bus checkten, konnten wir ja schon wieder abreisen.
Gut, die Winterstiefel hatten wir im Koffer und dann konnte es losgehen. Andreas ganz großspurig: willste wirklich so früh los fahren, wir sind doch in 3 1/2 Stunden da... Also beantwortete er noch so 2-3 Emils - tankte sein Auto und stellte noch eben die Fahrräder im Fahrradkeller um. Dann gings los. Frau Navi hatte aber gar keine Lust, nur 3 1/2 Stunden zu fahren und führte uns um Hannover herum erst einmal 60 km durch nette kleine Orte, in denen man vor allem 50 oder gar 30 km/h fuhr. Fazit: wir waren dann glücklich um 16 Uhr am Hotel. Nach 5 1/2 Stunden Fahrt. Das fing ja schon gut an. Im Zimmer angekommen ein weiterer Schock. Ein Stuhl und 1 Stuhl am eingebauten Schreibtisch. Das mag für eine Nacht gehen, aber wenn man nicht von Morgens bis Abends herumlaufen mag, braucht man doch auch einmal eine nette Sitzecke mit einem Tisch. Und was mache ich in der Nacht, wenn ich wie so oft nicht schlafen kann?
Ich zeigte meinem Mann den Markplatz mit dem netten Teeladen, die schnuckeligen Cafe´s und die Restaurants. Das Brauhaus gefiel ihm und im Senfladen wollte er Senf und Wurst kaufen. Ich fand mein Seidentuchgeschäft...und erzählte Andreas, dass wir oft genug an diesem Laden vorbei gelaufen waren, und ich mich nicht entscheiden konnte, eins von den Seidentüchern zu kaufen. Heute hatte das Geschäft geschlossen. Ich stellte sowieso fest, dass einige Öffnungszeiten wintermäßig anders waren. Und obwohl Februar waren aber viele Touristen in der Stadt. In Himmel und Hölle gab es Flammkuchen aller Art und dort nahmen wir Platz und bestellten Flammkuchen Straßburg und Flammkuchen Hölle.
Auf dem Rückweg zum Hotel zeigte ich Andreas noch das Café in sieben Häusern und die Prinz-Heinrich-Kneipe. Die Insel war unbewohnt und auch im Kräuergarten tobte niemand herum. Aber Tische und Stühle standen wie gewohnt an der Häuserwand und waren liebevoll mit Tulpen in einer Vase dekoriert.
Am nächsten Tag wollte Andreas wandern. Aus meinem aus der Bücherei ausgeliehenen Kompass Wanderführer suchte er die Tour von Elend durch das Elendstal zu den Schnarcherklippen aus. Auf der Fahrt nach Elend stellte ich fest, dass Wernigerode sozusagen auf der halben Strecke zwischen Quedlinburg und Elend lag. Dann stellten wir fest, weil wir die Bushaltestelle, die im Wanderführer als Ausgangspunkt der Wanderung angegeben war, nicht fanden, dass der Wanderführer schon 14 Jahre alt war. Na cool...hoffentlich waren die Wege noch da...wo sie zu liegen hatten. Der Weg durch das Elendstal führte durch den Wald immer an einem Bach entlang. Und das ganze im Schnee. Wunderschön. Zu den Schnarcherklippen ging es dann teilweise auch ziemlich steil bergan. Einmal mussten wir über einen dicken Baumstamm turnen...rechts der nahe Abgrund. Meine mum hätte jetzt gesagt: den hat Andreas dahin gelegt. In Schierke wollten wir irgendwo nett einkehren, aber das eine Lokal hatte Mittwochs Ruhetag...ein zweites kein Schild an der Tür, aber trotzdem geschlossen und ein Cafe hatte nur am Wochenende geöffnet. Also zogen wir weiter und mussten wegen Holzfällerarbeiten das letzte Stück des Weges doppelt gehen. Auf dem Rückweg fuhren wir dann nach Wernigerode. Da war ich doch etwas enttäuscht....Quedlinburg ist ja ein nettes, bezauberndes Städtchen...Wernigerode ist sehr viel größer und hat eine langgezogene Einkaufsmeile. Gut, es gab auch Fachwerkhäuser...aber dennoch wirkte die Stadt nicht so kuschelig wie Quedlinburg. Ich erinnerte mich, dass der Grund, warum wir damals im Sommer in Quedlinburg und nicht in Wernigerode gelandet sind, die recht teuren Hotelpreise waren.
Zurück im Hotel wollte Andreas zuerst ein kleines Nickerchen machen, dann musste er aber unbedingt einen Anruf erledigen und wieder Emils schreiben. Mindestens zweimal fragte er mich, welche Zimmernummer wir hätten. Und dann meinte er noch, "wer klopft denn da an der Tür." Ich hatte überhaupt kein Klopfen gehört...riss aber trotzdem die Tür auf...vielleicht wollte sich jemand über das grässliche Schnarchen von Andreas beschweren...oder jemand hatte meinen Ohrstecker, den ich wahrscheinlich gestern Abend in der Bar verloren hatte, gefunden...aber mit Besuch hatte ich jetzt nicht gerechnet. Die Kinder standen vor der Tür. Nina war mit dem Zug gekommen...Sebastian von Paderborn mit dem Auto und nun wollten beide meinen Geburtstag mit uns feiern. Erst einmal Essen gehen. Im Markt 7 war es doch so lecker gewesen. Es war leer im Lokal und so konnten wir auch laut quatschen...obwohl ich vom Essen enttäuscht war. Vielleicht arbeitete im Winter ein anderer Koch im Restaurant. Dann versuchten wir eine Kneipe zu finden...oder ein Bistro...welches bis Mitternacht noch geöffnet hat. Wir fanden ein einheimisches Raucherpub...und als Nina für Mitternacht 4 Gläser Sekt bestellte, wurde die entsprechende Geburtstagsmusik dazu gespielt, und ich bekam von Frau Wirtin eine einzelne Rose. Einwirklich gelungener Abend...dass unsere Klamotten am nächsten Tag total rauchig rochen...was soll`s. Eigentlich hätte das ganze Zeugs sofort gewaschen werden müssen...aber ging ja nicht.
Am nächsten Morgen noch ein nettes langes Frühstück mit den Kindern. Der Tisch war geburtstagsmäßig gedeckt...rosa- und pinkfarbene Rosenblätter...ich überlegte kurz, ob es für die Herren wohl anders farbene Rosenblätter gab...und es gab Sekt. Den guten aus dem Osten...Rotkäppchen...manchmal im Angebot für 3,99 Euros...später habe ich 17 Euro dafür bezahlt. Das Wyndham Garden hatte einen Blumenstrauss, den die Kinder bestellt hatten, organisiert, und der wurde während des Frühstücks auf unser Zimmer gestellt. Schön...ich konnte ihn tatsächlich mit nach Hause nehmen und die Gerbera noch retten. Nina`s Zug fuhr gegen Mittag und wir brachten sie noch zum Quedlingburger Bahnhof. Etwas später fuhr auch Sebastian mit dem kleinen roten Auto und wir trabten zu unserer Stadtführung. Damals...früher..also im Sommer hatten wir eine Nachtwächterführung mitgemacht...die uns nicht so sehr gefallen hat. Der Herr Nachtwächter glaubte schon, recht lustig zu sein, zog über seinen Kollegen vom offiziellen Tourismusbüro her - wir hatten gar nicht mitbekommen, dass es zwei Touri-Läden gab. Und sie standen auch noch nebeneinander. Wir hatten bei dem privaten Anbieter unsere Karten für die Stadtführung gekauft. Es wurde uns viel über irgendwelche Nonnen und Könige erzählt, aber nicht, warum in Quedlinburg fast alle Straßennamen mit einem Punkt endeten...(das war sogar mal eine Wer-wird-Millionär-Frage) und wieso es das Cafe in 7 Häusern gibt...und dass Brände damals...früher...im Mittelalter keine Chanche hatten, sich richtig auszubreiten. In Quedlinburg wurde nämlich jeweils nach 7 Häusern ein Platz errichtet. Das gehört doch in eine Stadtführung hinein...und nicht, dass die Männer, wenn sie zu spät nach Hause kamen, einen mit der Bratpfanne übergebraten bekamen. Das ist doch ein alter Hut. Das also alles erzählte uns die nette Stadtführerdame, dieses Mal vom offiziellen Tourismusverein und ging auch sogar mit uns zum Schlossberg, ohne sich dann zu verbeugen, um eine kleine Spende in Empfang zu nehmen.
Dann mussten wir Käsekuchen essen...unbedingt...diese Idee teilten wir mit fast allen unserer Stadtführungsbegleitleuten...also, das Cafe war dementsprechend voll. Wir bekamen aber ein nettes Plätzchen, mussten nur eine Weile warten. Der Käsekuchen war phantastisch. Ich bin ja absolut kein Käsekuchenesser - aber mein Preisselbeeren-Joghurt-Käsekuchen war eine Wucht. Andreas hatte etwas ähnliches...irgendwas mit Mango-Preisselbeere ohne Joghurt..und auch er war begeistert. Nach diesem ganzen Stress musste Andreas aber unbedingt vor dem Abendessen noch ein Nickerchen machen. Aber wir gingen erst noch gemütlich durch die nette bezaubernde Lange Gasse. Finkenherd. Hölle. Pölle.- kauften jede Menge Senf und für Schatzi eine leckere Wurst...und dann bog Andreas ab ins Hotel und ich bummelte noch durchs Städtchen...ging in den Schuhladen...aber da gab es nicht Adäquates...und ich kaufte dann im Teeladen noch einige Sorten Tee.
Abends dann Brauhaus...auch hier Enttäuschung. Was ist der Grund? Hat einfach die Jahreszeit damit zu tun. Schmeckt es vielleicht wirklich besser, wenn man draußen sitzt..ist man weniger kritisch? Ich weiß es nicht. Wir hatten ein typisch deutsches Essen: Sauerbraten mit Knödel und Rotkohl. Nun, wer einmal in Franken Knödel gegessen hat, ist auch schwerlich zufrieden zu stellen. Aber sowohl das Fleich und auch der Rotkohl hätten aus unserer Krankenhauskantine sein können. Einzig allein der Sitzplatz...wir saßen auf der Empore und konnten den Gästen unter uns auf dem Teller gucken...und die Bedienung waren okay. Gut, dass wir Morgen das Sächsische Kabarett mit Dinner hatten...somit war die Essensfrage gelöst.
Heute letzte Chanche, um zum Brocken zu kommen. Wir erkundigten uns im offiziellen Touri-Büro...der junge Mann dort war wenig hilfreich. Er drückte uns Infomaterial in die Hände... und wir machten uns schlau. Also, von Wernigerrode mit der Brockenbahn bis zum Brocken dauerte 2 Stunden und kostete 24 € pro Person. Die Brockenfahrt kostet immer gleich, ob man in Wernigerode, Annen Hohne oder Schierke einsteigt. Selbst von Quedlinburg könnte man fahren. Zuerst mit dem Bus, um dann in Wernigerode in die Brockenbahn umzusteigen. Wir hatten nun keine Lust, 2 Stunden auf Holzbänken zu sitzen und fuhren bis Schierke. Dort kann man ganz elegant bargeldlos die Parkgebühr von 6 Euro bezahlen...ohne Bankkarte Pech gehabt...eine andere Bezahlung ist nicht möglich. Dann gings durch einen kuscheligen verschneiten Waldweg zum Bahnhof. Hier gibts die Fahrkarten...der Osten lässt sich seinen Brocken schon ordentlich etwas kosten. Die Bahn ist ordentlich voll...manch einer mit Schlitten...kann man sich ausleihen. Alle dick vermummt angezogen, was auch bitter nötig ist, denn "oben" pfiff der Wind schon ordentlich. Ich hatte Stirnband und Handschuhe mit dabei...selbst Andreas trug mal einen Schal. Die Fahrt mit der Brockenbahn war ein Gedicht. Man muss sich das vorstellen: sie schlängelt sich wirklich mit leichtem Tempo durch den Wald - es geht immer höher und höher und irgendwann bist du mit den Tannenspitzen auf einer Höhe...und das ganze durch zauberhaften tiefem Schnee.
Leider waren wir total doof und hatten kein Picknik mitgenommen. Wir wollten "oben" etwas essen. Es gab ein etwas nobles Restaurant...da gehen wir besser nicht hinein...und eine Art Selbstdienungsrestauration...proppevoll...und über die Preise wollen wir mal nicht sprechen. Wir suchten uns das billigste aus...wenigstens etwas im Magen...und dann begann der Abstieg. Herrlich...sag ich euch. Immer durch Schnee, was gar nicht beschwerlich zu gehen war, weil schon ziemlich plattgetreten. Ein ganzes Stück immer an der Bahn entlang. Zwischenzeitlich kamen uns Menschen entgegen, die es wohl umgekehrt machten: zu Fuß hoch...mit der Bahn hinunter...Oder beide Wege zu Fuß?! Möglich ist das...Je nachdem welche Wege man einschlägt...steile oder weniger steile...ist der Fußmarsch nach oben zwischen 7 - 14 km zu schaffen...Dann ging es weg von den Schienen, aber weiterhin durch den verschneiten Wald. Wir trafen zwei niederländische Jogger, die mal ein Blick auf unsere Karte werfen wollten. Wir hatten kurz mal Halt gemacht, um uns zu orientieren. Die beiden waren dünn wie Bohnenstangen und wollten noch so 30 km laufen!!! Ich fragte vorsichtig nach, wieviel sie denn schon gelaufen wären. "Ja...so 20..." - Leute...es war zwei Uhr Nachmittags.
Das billige von Mittag hatte nicht wirklich satt gemacht...und als wir dann endlich wieder unten waren, versuchten wir, auf dem Nachhauseweg eine Bäckerei zu finden, um schnell noch ein Brötchen vor dem Abenddinner zu schnabulieren. Dann hieß es, etwas schick machen für das Kabarett. Und noch eine gute Nachricht: jemand hatte meinen Ohrring gefunden und an der Rezeption abgegeben.
Die sächsischen Komödianten waren nicht der Renner, aber dennoch ziemlich kurzweilig. Sie taten mir leid...denn wir waren insgesamt nur 12 Gäste...und im gesamten Saal waren 4 Tische, an denen jeweils 8 Personen sitzen konnten, ganz erlesen eingedeckt. Zwischen den Darbietungen wurden die Gänge gereicht...und das Essen war lecker. Wenigstens heute mal...am letzten Abend. Dann saßen wir noch an der Hotelbar für einen Absacker...und unser Kurzurlaub neigte sich schon wieder dem Ende zu.
Ein letztes Mal frühstücken im schönen Frühstücksraum...und dann musste ich noch einen Abschiedsgang machen...es war eiskaltes regnerisches windiges Wetter...der Rundgang fiel also dementsprechend kurz aus. Ich kaufte noch Baumkuchen beim Baumkuchenbäcker und dann ...tschüs Harz...tschüs Quedlinburg...